Mit Weinbau und Weingenuss beschäftigen sich Menschen auf der ganzen Welt. Insgesamt sollen bis zu 16.000 verschiedene Rebsorten angebaut werden. Wie viele es tatsächlich sind, ist nicht bekannt. Die Einschätzung ist unter anderem deshalb schwierig, weil viele Trauben je nach Land und Region unterschiedliche Namen tragen. Eins steht jedoch fest: Die weltweite Menge an Rebsorten ist gigantisch – allein in Spanien sind mehr als 250 Sorten bekannt. Mit allen vertraut zu sein, wäre ein unerreichbares Ziel. Über einige wichtige Rebsorten sollten Sie aber Bescheid wissen:
Tempranillo
Tempranillo ist die Königin der spanischen Rebsorten. Aus ihr werden unter anderem die weltweit bekannten Rioja-Weine hergestellt. Aber auch in den restlichen Teilen Spaniens ist die Traube beliebt. Sie wird fast überall angebaut: Vom Atlantik bis zum Mittelmeer und an den Pyrenäen. Je nach Region können ganz unterschiedliche Weine entstehen. Im Anbaugebiet Rioja entstehen leichte und fruchtige Weine, während sich Tempranillos aus der Ribera del Duero etwas kräftiger präsentieren. Die Region Toro, die bekannt für kraftgeladene und dichte Weine ist, bringt die stärksten Tempranillos hervor. Die Aromenpalette des Tempranillo reicht von fruchtigen Noten wie Brombeeren, Kirschen und Pflaumen über Vanille bis hin zu starken Aromen wie Tabak oder Rauch. Die dunkelroten Weine schmecken am besten zu Lammgerichten, Pasta oder Tapas. Andere Bezeichnungen für die Rebsorte Tempranillo sind zum Beispiel Tinto Fino, Tinta de Toro, Tinta del País oder Negral.
Garnacha
Garnacha ist eine echte „Fruchtbombe“ und die am zweithäufigsten angebaute rote Rebsorte in Spanien. Sie ist auch bekannt unter den Namen Grenache, Garnatxa Negra, Vernatxa oder Aragonés. Sie ist fast in ganz Spanien vertreten. Nur in Südspanien wird sie nicht angebaut. Die Rebsorte ist widerstandsfähig und kann auch unter extremen Bedingungen hohe Erträge abwerfen. Garnacha ist berühmt für ihren saftigen, fruchtigen Charakter. Die blassroten Weine verfügen über eine geringe Säure und passen hervorragend zu Lamm, Rindfleisch oder Geflügel. Die Rebsorte Garnacha bringt Weine mit fruchtigen Noten von Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren oder Grapefruit hervor. Auch Pfeffer- oder Tabakaromen sind möglich.
Cabernet Sauvignon
Cabernet Sauvignon stammt ursprünglich aus Frankreich und wurde vor über 100 Jahren nach Spanien gebracht. In den 1960er Jahren wurde die Traube immer beliebter und erkämpfte sich mit der Zeit einen großen Anteil des spanischen Bodens. Sie wird unter anderem in La Mancha, Vi de la terra Mallorca, Monstant und Navarra angebaut. Am besten gedeiht sie bei Wärme und ausreichend Niederschlägen. Die Trauben enthalten viele Kerne, Farbstoffe und Tannine – damit verfügen die edlen Tropfen über ein hohen Alterungspotenzial und sind für die langjährige Lagerung geeignet. Die dunkelroten Weine können je nach Ausbau ganz unterschiedliche Aromen hervorbringen: Dunkle Beeren, Lakritze, grüne Paprika und Vanille sind typische Aromen des Cabernet Sauvignons. Beim Ausbau im Holzfass können auch Noten von Zedernholz, Tabak oder dunkler Schokolade entstehen.
Mencía
Die Rotweinsorte Menciá stammt aus dem kühlen Nordwesten Spaniens. Sie wächst am besten auf mineralischen Böden und verträgt nicht allzu viel Sonne. Sie wird daher zum Beispiel in Bierzo, Ribeira Sacra, Valdeorra oder Yecla angebaut. Schon ganz junge Weine dieser Rebsorte kennzeichnen sich durch eine bemerkenswerte Fülle und Kraft aus. Sie schmecken leicht und frisch und sind unter anderem auch wegen ihres geringen Säuregehalts beliebt. Aromen von Kirsche, schwarzer Johannisbeere, mediterranen Kräutern und Rosenblättern sind typisch für Weine aus Mencía. Die Rebsorte ist ein besonders guter Begleiter für Pasta, Schinken oder Lammgerichte. Für den breiten Markt wurde die Mencía erst vor einigen Jahren entdeckt.
Monastrell
Monastrell hat ihren Ursprung im Osten Spaniens. Die Rebsorte benötigt ein sehr warmes Klima, weshalb sie auch heute hauptsächlich in den trockenen Regionen Spaniens und in Südfrankreich angebaut wird. In Frankreich wird die Traube als Mourvèdre bezeichnet. Andere Namen sind zum Beispiel Gayata, Alcayata, Garrut oder Moristel. Aus den kleinen Trauben mit dicken Schalen werden tiefrote, intensive Rotweine. Aromen von Brombeeren, Schwarzkirschen oder schwarzem Pfeffer sind sortentypisch.
Mit der geringen bis mittelmäßigen Säure schmeckt Monastrell zu Pasta, Tapas, Käse oder Schweinefleisch.
Bekannt ist Spanien dabei vorwiegend als Rotweinland, doch auch grandiose Weißweine haben hier eine lange Tradition. Die wichtigsten weißen Rebsorten des Landes stellen wir Ihnen im Folgenden vor.
Die wichtigsten weißen Rebsorten in Spanien
Airén
Airén wird ausschließlich in spanischen Anbaugebieten kultiviert. Mengenmäßig übertrifft diese Sorte alle anderen Rebsorten Spaniens: Keine andere Sorte wird auf einer größeren Rebfläche angebaut. Dennoch ist Airén hierzulande eher unbekannt. Dies liegt daran, dass die Rebe zu einem Großteil zur Herstellung von Branntweinen verwendet wird. Auch als Cuvéepartner ist Airén sehr beliebt. Mittlerweile werden auch sortenreine Airén-Weine hergestellt. Durch eine frühe Lese und eine kontrollierte Gärführung können heutzutage aus der Traube frische, trockne Weißweine hergestellt werden, bei denen die fruchtigen und grasigen Aromen besonders zur Geltung kommen.
Die Rebe ist sehr widerstandsfähig und vergleichsweise anspruchslos an Boden und Lage. Somit ist sie perfekt geeignet für den Anbau in den heißen Regionen des Landes. Die Hauptanbaugebiete liegen in den Regionen Kastilien-La Mancha in Zentralspanien und Murcia im Südosten des Landes.Garnacha Blanca
Die weltweite größte Bedeutung hat die Traube sowohl in Spanien, dort hat sie in der Region Katalonien wohl auch ihren Ursprung, als auch in Südfrankreich. In Frankreich ist sie unter dem Namen Grenache Blanc populär. In Spanien ist Garnacha Blanca heute vor allem im Norden und Osten des Landes verbreitet und gilt daher auch als Traube des Mittelmeerraums. Das prominenteste Anbaugebiet ist die Denominación de Origen (D.O.) Terra Alta im Südwesten Kataloniens.
Aus der Traube lassen sich vollmundige und aromatische Weißweine keltern. Die fruchtigen Aromen erinnern beim Genuss an gelbe Früchte wie weißer Pfirsich oder Aprikose. Die höheren Alkohol- und Extraktgehalte machen sogar eine kurze Lagerung im Barrique und einen Ausbau zum Dessertwein möglich. Die meist niedrigen Säuregehalte gelten als Schwachstelle der Sorte und stellen den Winzer nicht selten vor eine Herausforderung. Aufgrund ihrer Vielfältigkeit kann die Sorte auch gut als Verschnittpartner verwendet werden.
Malvasia
Malvasia beschreibt keine einzelne Rebsorte, auch nicht eine bestimmte Familie an Reben. Malvasia steht für einen bestimmten Weintyp. Und genau diese Vielfalt macht die Malvasia-Weine in ihren verschiedenen Ausprägungen so spannend. Ursprünglich stammen diese Weine vermutlich aus Kleinasien, der heutige Name leitet sich jedoch wahrscheinlich von der Hafenstadt Monemvasia auf der griechischen Halbinsel Peloponnes ab. Monemvasia war im Byzantinischen Reich ein bedeutender Stützpunkt und Umschlagsplatz für internationale Waren und Weine.
Malvasia-Weine zeichnen sich durch einen kräftigen, würzigen und süßlichen Charakter aus, der an Muskatnuss und Honig erinnert. Ungefähr 25 Rebsorten und fast 100 weitere Untersorten, die zur Herstellung dieser Weine verwendet werden können, tragen den Namen Malvasia. In Spanien liegen die bekanntesten Anbaugebiete auf den Kanarischen Inseln Lanzarote und Teneriffa sowie auf Mallorca, das zu den Balearen zählt. Bereits im 15. Jahrhundert wurde der Malvasia von den Kanaren nach England exportiert. Heute erleben diese Weine insbesondere auf Lanzarote eine Wiedergeburt, sodass in der Sonne der Insel wieder würzige Süßweine mit einem besonderen Charakter genossen werden können. Auf der Baleareninsel Mallorca und in der nordspanischen Region Navarra wird der Malvasia eher trocken ausgebaut. Dort kommen die Erzeugnisse bevorzugt als Verschnittpartner in Cuvées zum Einsatz.
Macabeo
Macabeo – in der Region Rioja auch Viura genannt – ist die im Norden Spaniens am weitesten verbreitete Weißweinsorte. Sie gilt als wichtigste Sorte zur Herstellung des Cavas, einem spritzigen Schaumwein aus Katalonien, wird aber auch für die Herstellung frischer Weißweine verwendet. Macabeo wurde in Spanien erstmals im 17. Jahrhundert erwähnt. Ebenfalls große Bedeutung hat die Sorte für den südfranzösischen Weinbau. Dort werden die Weine sortenrein oder als Cuvée mit den Verschnittpartnern Chardonnay oder Bourboulenc ausgebaut. In Spanien liegen die bedeutendsten Anbauflächen in den Regionen Aragón, Kastilien-La Mancha und Katalonien.
Neben der Verwendung für die Schaumweinherstellung wird die ertragreiche und spät reifende Macabeo-Traube immer häufiger zur Herstellung sortenreiner Weine verwendet. Das Aroma der körperbetonten Weine erinnert dabei an frische Wiesenblumen und Zitrusfrüchte mit einem Hauch von Apfel. Cuvées dieser Sorte können teilweise über Jahrzehnte reifen und intensivieren dabei ihren Charakter.
Albarino
Die Rebsorte Albarino gehört bei stetig wachsender Anbaufläche zu den populärsten weißen Sorten Spaniens. Sie wird vor allem im Grenzgebiet zu Portugal im Westen Spaniens kultiviert. Das bedeutendste Anbaugebiet sind die Rias Baixas an der Atlantikküste Galiciens. Auch im benachbarten Portugal erfreut sich die Sorte unter dem Namen Alvarinho großer Beliebtheit.
Da der Albarino in seiner fruchtig frischen und säurebetonten Ausprägung etwas an den deutschen Riesling erinnerte, ging man früher davon aus, dass die Sorte von Pilgern über den Jakobsweg nach Spanien gebracht wurde. Eine derartige Verbreitung von Weinsorten war nicht selten der Fall. Aktuelle DNA-Analysen belegen jedoch den Ursprung der Rebsorte im spanisch-portugiesischen Grenzgebiet im Tal des Flusses Minho. Eine Verwandtschaft zu deutschen Rebsorten konnte nicht bestätigt werden.
Albarino ist eine frühreifende Sorte, die gute Resistenzen gegen Botrytis zeigt. Anfällig ist sie hingegen sowohl für den Echten als auch den Falschen Mehltau. Ein trockenes Klima und karge, dürre Böden machen der Rebe nichts aus. Für den Erhalt der betonten Säurestruktur werden die Beeren meist früh gelesen. Die ausgeprägte Säurestruktur wird im fertigen Wein von fruchtigen und floralen Aromen umspielt. Bei später Lese tritt die Säure in den Hintergrund, es können alkoholstarke Weine entstehen.
Godello
Die weiße Rebsorte Godello erlebt in Spanien in den letzten Jahren eine Renaissance: Erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt, starb sie in den 1970er Jahren fast aus und erlebt heute eine Wiedergeburt in den nordwestlichen Weinbergen Spaniens. Sie stammt ursprünglich aus der Region Galicien und zählt mittlerweile zu den feinsten weißen Sorten des Landes. Die Godello-Rebe wird derweil wieder auf ca. 1.200 Hektar angebaut und trägt zusammen mit den Sorten Albarino und Verdejo zum international hervorragenden Ruf der spanischen Weißweine bei.
Die wuchskräftige Rebsorte bevorzugt die trockenen Böden Galiciens. Die Weine können sowohl im Edelstahltank als auch im Holzfass ausgebaut werden. Die zweite Variante fördert dabei die Komplexität des Aromenprofils und den würzigen Charakter. Der Godello kann sortenrein oder als Cuvée – beispielsweise mit dem Albarino als Partner – ausgebaut werden.
Pedro Ximénez
Die spanische Weißweinsorte Pedro Ximénez zeichnet sich durch ein sehr hohes Mostgewicht aus. Sie wird bevorzugt in Andalusien im Süden Spaniens kultiviert. Durch ihre Eigenschaften eignet sich die Traube außerordentlich gut zur Sherry-Herstellung. Aufgrund der rückläufigen Nachfrage nach Sherry in letzten Jahren nehmen auch die Anbauflächen des Pedro Ximénez ebenfalls kontinuierlich ab. Ebenso eingesetzt wird die Rebsorte für den traditionsreichen Malagawein, ein berühmter Likörwein aus Andalusien.
Zur Herkunft der Rebsorte war ursprünglich die Legende verbreitet, dass diese Rebsorte von einem Soldaten namens Peter Siemens zu Zeiten von Karl V. im 16. Jahrhundert aus Deutschland nach Andalusien gebracht wurde. Aus dem deutschen Namen soll kurzerhand der spanische Pedro Ximénez geworden sein. Moderne gentechnische Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass keinerlei Verwandtschaft zu deutschen Rebsorten nachweisbar ist. Der Ursprung dieser Sorte liegt wohl tatsächlich im Süden Spaniens.
Die Trauben sind reich an Extrakt und säurearm. Dies ist die ideale Grundlage für die Herstellung von Süßweinen, für die die Region um Malaga berühmt ist. Deren Aromaprofil erinnert an Trockenfrüchte wie Rosinen oder getrocknete Aprikosen.
Verdejo
Die weiße Rebsorte Verdejo hat ihren Ursprung im Weinbaugebiet Rueda, das in der Hügellandschaft Altkastiliens liegt. Der Verdejo ist bis heute eng mit dieser Region verbunden. Die wesentlichen Anbaugebiete der Rebe liegen aktuell auf der zentralen Hochebene Kastiliens. Die Rebe kommt gut mit den teils großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht in dieser Gegend zurecht.
Bereits im Mittelalter war die Region um Valladolid für ihren Verdejo berühmt, sodass sogar das spanische Königshaus regelmäßige Lieferungen erhielt. Doch fiel die Bestockung nahezu vollständig einem massiven Befall der Reblaus zum Opfer. In der Folge wurde sie nur spärlich nachgepflanzt und geriet etwas in Vergessenheit. Erst durch jüngere Investitionen solventer Winzer erlebte die alte Sorte eine Wiedergeburt in den Weinbergen der Region.
Die Trauben sind sehr sauerstoffempfindlich, wodurch früher meist stark oxidierte, sherryartige Weine das Ergebnis waren. Durch moderne Kellertechniken – beispielsweise das Pressen der Trauben unter Einsatz sogenannter Schutzgase – können der Sauerstoffeintrag minimiert und das Aromaprofil, das an Zitrusfrüchte und Stachelbeeren erinnert, erhalten werden. Qualitätsbewusste Winzer lesen die Trauben sogar in der Nacht, um die positiven Auswirkungen der nächtlichen Kälte auf den Sauerstoffeintrag zu nutzen. Verdejo-Weine können sowohl sortenrein als auch als Cuvée ausgebaut werden. Als Partner kommen dabei meist die Sorten Palomino oder Macabeo zum Einsatz.
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