Pfälzer Winzer erwirtschaften die größten Gewinne

Natürlich stehen für die meisten Winzer die Qualitäten ihrer Weine im Mittelpunkt der täglichen Arbeit. Doch jahrgangsbedingte Schwankungen im Ertrag wirken sich natürlich auch auf die finanziellen Gewinne eines Winzers aus. Naturkatastrophen wie in diesem Jahr im Ahrtal können sogar zum vollständigen Ausfall der Lese und den damit verbundenen finanziellen Einschnitten führen – ein Worst-Case-Szenario für jeden Winzer. Nun belegt eine neue Studie, dass es generell einen signifikanten Unterschied in der Weinlese der wirtschaftlichen Gewinne zwischen den deutschen Weinbaugebieten gibt. 

09.12.2021
  • Lesezeit ca. 2:30 Minuten
  • |
    09.12.2021
  • Lesezeit ca. 2:30 Minuten
Zwei Winzer mit einem Tablet im Weinberg
© Jack Frog/www.shutterstock.com

Die Studie wurde unter der Leitung von Dr. Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR Rheinpfalz) mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße durchgeführt. Sie legt die ökonomische Realität der deutschen Weinbaubetriebe offen und gibt interessante Einblicke in das Wirtschaftsleben des deutschen Weinbaus. Betrachtet wurde der durchschnittliche Gewinn der teilnehmenden Weinbaubetriebe, unterteilt nach Regionen. Außerdem wurde die aktuelle Gewinnentwicklung den Gewinnen der vergangenen Jahre seit 2001 gegenübergestellt. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Studie als nur bedingt repräsentativ einzuordnen ist, da nicht alle der 13 deutschen Weinbaugebiete berücksichtigt wurden.

In der Studie finden die Anbaugebiete Mosel, Rheinhessen, die Pfalz, Württemberg und Franken Berücksichtigung. Andere bedeutende Gebiete wie der Rheingau, Baden oder der Mittelrhein wurden von den Forschern hingegen nicht betrachtet. Doch auch zwischen diesen berücksichtigten Anbaugebieten sind bereits große Unterschiede im finanziellen Gewinn zu beobachten, sodass die Studie durchaus zur Ableitung von Trends herangezogen werden kann.

Auch wenn die Gewinne aller Winzer in den fünf betrachteten Regionen in der Vermarktungsperiode 2019/2020 im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen, geht die Pfalz als Gewinnerin aus der Studie hervor. Die Pfälzer Winzer verdienten im Schnitt mit über 76.000 Euro am besten – auch wenn der durchschnittliche Gewinn hier im Vorjahreszeitraum noch bei rund 92.000 Euro lag. Die Anbaugebiete an der Mosel erreichen Platz zwei der Rangliste. Der Gewinn liegt dort im Durchschnitt pro Betrieb bei ca. 74.100 Euro. Dicht gefolgt von Rheinhessen mit einem Durchschnittsgewinn von ca. 72.200 Euro auf Platz drei. Die hinteren Plätze in diesem Vergleich belegen Franken (50.481 Euro) und Württemberg (30.216 Euro). Der Gewinn aller Weinbaubetriebe der berücksichtigten Regionen liegt für 2019/2020 im Mittel bei 62.879 Euro und damit rund 19 Prozent unter dem Wert des Vorjahres.

Weinregionen

Besonders hervorzuheben ist die gute Platzierung der Region Mosel in diesem Ranking. Durch die Steillagen in diesem Gebiet werden Anbau und Lese deutlich erschwert und damit auch kostenaufwändiger. Den Erkenntnissen der DLR-Studie folgend, wird dieser hohe finanzielle Aufwand durch den großen Anteil selbst vermarktender Winzer und den damit einhergehenden größeren Gewinnen beim Flaschenweinverkauf wettgemacht. Der durchschnittliche Literpreis beim Flaschenwein von der Mosel liegt mit 4,83 Euro deutlich über dem aktuellen Bundesdurchschnitt von ca. 2,80 Euro.

Das Schlusslicht der Rangfolge bildet die Weinregion Württemberg – im Übrigen als einzige Region der Studie mit einer negativen Gewinnentwicklung in den letzten zwanzig Jahren. Lag der durchschnittliche Gewinn pro Betrieb im Wirtschaftsjahr 2001/2002 noch bei rund 45.600 Euro, schlagen für die Periode 2019/2020 nur noch 30.216 Euro zu Buche. Der Rückgang liegt bei ziemlich genau einem Drittel. Im gleichen Zeitraum sind die Gewinne in allen betrachteten Weinbaugebieten hingegen deutlich gestiegen: Angefangen in Franken mit einem Plus von 58 Prozent über die Pfalz mit einem Mehr von 108 Prozent bis hin zur Mosel mit einem Zuwachs von 286 Prozent in den letzten zwanzig Jahren.

Betriebliche Ausgaben und Gewinne

Als weitere Erkenntnis leitet sich aus der Studie ab, dass Fassweinbetriebe größere Gewinne abwerfen als Genossenschaftswinzer. Diese Sichtweise sei jedoch mit Vorsicht zu sehen, so der Leiter der Studie. Schließlich seien die Genossenschaftsbetriebe vermehrt in Württemberg beheimatet – einer Region, die vergleichsweise geringe Gewinne abwirft. Des Weiteren liegen die durchschnittlich bewirtschafteten Rebflächen je Betrieb bei Fassweinbetrieben über denen der Genossenschaftsbetriebe.

In der Studie werden zudem den Einkünften auf der einen Seite die betrieblichen Ausgaben auf der anderen gegenübergestellt. Hier ist zu beobachten, dass das durchschnittliche Investitionsvolumen eines Betriebs von 10.883 Euro in der Wirtschaftsperiode 2018/2019 auf aktuell 1.746 Euro gefallen ist. Dies kann als Indikator als Vorsicht und sinkenden Optimismus in der Branche gedeutet werden.

Fazit

Abschließend zieht die Studie europäische Vergleiche zu anderen Weinnationen. Beim durchschnittlichen Einkommen erreichen die deutschen Winzer den dritten Platz hinter Luxemburg und Frankreich. Bereits mit deutlichem Abstand belegt Italien den vierten Platz. Die Diskrepanz zu den übrigen europäischen Weinnationen ist noch deutlicher.

Die Gewinnentwicklungen in der Weinwirtschaft können weiterhin mit Spannung beobachtet werden und sind als Perspektive besonders für die Betriebe interessant, in denen demnächst größere Investitionen oder ein Generationenwechsel geplant sind. Auch die Auswirkungen der Pandemie auf diese Zahlen werden voraussichtlich erst in den nächsten Jahren sichtbar.


War dieser Artikel hilfreich?
Ø 5 / 5 Gläsern aus 4 Meinungen
Artikel teilen

Lust auf noch mehr Wein-Wissen?

Jetzt unseren Newsletter abonnieren und keinen Artikel mehr verpassen!

Ihre E-Mail-Adresse


Diese Artikel könnten Sie auch noch interessieren:

Zum Wein-Wissen PKA Zur Startseite