Vom Genießer zum Winzer: Zuhause eigenen Wein herstellen

Als passionierter Weintrinker kennen Sie sich mit verschiedenen Weinstilen bestens aus? Oder trinken Sie ein Gläschen Wein nur gelegentlich? Beide Vorlieben gibt es. Aber haben Sie schon mal Ihren eigenen Wein hergestellt – besser gesagt gekeltert? Falls nicht, fragen Sie sich bestimmt wie man im kleinen Maßstab zu Hause Wein herstellen kann und welche Aspekte dabei unbedingt zu beachten sind.

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Frau und Mann begutachten Wein in einem Glas bei einer Weinprobe
© Jack Frog/www.shutterstock.com

Wein kann nicht nur im großen Maßstab beim Winzer professionell produziert werden, auch im Kleinen zu Hause ist die Herstellung verschiedener Weine möglich. Neben Trauben können dabei auch andere Früchte wie Äpfel, Kirschen oder Brombeeren verarbeitet werden. Wer es außergewöhnlich mag, kann sich auch an Weinen aus Orangen oder Bananen ausprobieren.

Das passende Equipment

Bevor die Weinherstellung beginnt, sollte das passende Equipment beschafft werden. Zunächst sollte dafür das gewünschte Chargenvolumen festgelegt werden. Für den Einstieg ist die Herstellung von 20 bis 25 Liter zu empfehlen. Danach sind die für Gärung und Lagerung notwendigen Gefäße zu beschaffen. Diese müssen dicht und leicht zu reinigen sein. Als Gärbehälter kommen meist Ballons oder Fässer aus Glas oder Kunststoff zum Einsatz. Diese sollten beispielweise mit einem Stopfen verschließbar sein. Auch spezielle Gäraufsätze kommen bei Hobbywinzern gern zum Einsatz. Diese lassen das während der Gärung entstehende Gas Kohlendioxid entweichen, verhindern jedoch gleichzeitig den unerwünschten Eintritt von Luft oder Fruchtfliegen aus der Umgebung.
Nach der Gärung kann der Wein zu Lagerung in gebrauchte Flaschen abgefüllt werden. Dafür eigenen sich am besten Glasflaschen, die nach Abfüllung mit einem Korken verschlossen werden können. Die Glasflaschen sollten vor der Befüllung gereinigt werden.
Vor dem Start der Gärung muss jedoch zunächst der Saft gepresst werden. Eine geeignete Presse zur Gewinnung des Saftes aus der Frucht muss bereitstehen. Der Saft wird anschließend mit Hefe versetzt. Diese kann als Trockenhefe in Pulverform – genauso wie weitere notwendige Zusatzstoffe – in einer Drogerie beschaffen werden.

Vorbereitung der Früchte und Saftgewinnung

Für die gesamte Weinbereitung ist ein hygienisches Arbeiten unabdingbar. Alle Gefäße und Geräte müssen vor der Verwendung gründlich gereinigt werden. Die Früchte – bei der klassischen Weinbereitung die Trauben – sind vor der Verarbeitung ebenfalls mit klarem Wasser zu waschen und anschließend zu trocknen. Bereits verdorbene Früchte müssen unbedingt aussortiert werden. Außerdem müssen die Früchte abgewogen werden, um die Menge an benötigten Zusatzstoffen zu bestimmen.



Für die Saftgärung wird die bereits erwähnte Saftpresse verwendet. Hierbei wird meist mechanisch der Saft aus der Frucht gepresst. Dieser wird aufgefangen und in der Folge weiterverarbeitet. Der zurückbleibende Trester wird in der Regel verworfen. Dieses Verfahren wird klassischerweise für die Herstellung von Weißweinen verwendet. Demgegenüber steht das alternative Verfahren der Maischegärung. Dabei werden die Früchte zerkleinert und anschließend ohne den Vorgang des Pressens vergoren. Die Folge ist unter anderem eine intensivere Farbgebung des fertigen Weins. Das Verfahren wird auch für die Herstellung von Rotweinen verwendet.

In acht Schritten zum eigenen Wein
Infografik Weinherstellung 1
In acht Schritten zum eigenen Wein
Infografik Weinherstellung 1

Zugaben und Beginn der Gärung

Bei dem Verfahren der Saftgärung können dem gewonnenen Fruchtsaft noch weitere Stoffe zugesetzt werden. Zum einen kann der Zuckergehalt durch die Zugabe von Haushaltszucker erhöht werden. Zum anderen können Zitronen- oder Milchsäure zugegeben werden, um den pH-Wert zu senken. Dies kann bei einigen Obstsorten notwendig sein, um die Gärung in Gang zu bringen. Beim Einsatz von Weintrauben ist eine solche Zugabe meist nicht notwendig. Bei Verwendung von Früchten mit einem von Natur aus hohem Säuregehalt muss dieser mittels Zugabe von kohlensaurem Kalk etwas abgepuffert werden. Anschließend kann die Gärung durch Zugabe der bereits erwähnten Hefekultur in Gang gesetzt werden.

Gärung, Reifung und Lagerung

Während der Gärung wird der Fruchtzucker in Alkohol, Kohlendioxid und andere Aromastoffe umgewandelt. Die ideale Gärtemperatur liegt bei ca. 18 bis 20 °C, diese sollte stets konstant gehalten werden. Daher ist ein Aufstellen des Gärbehälters in der Sonne nicht sinnvoll. Der Beginn der Gärung wird durch Blubbern im aufgesetzten Gäraufsatz als Resultat des entstehenden Kohlendioxids sichtbar. An dieser Stelle ist Geduld gefragt: Der Gärbeginn kann bis zu drei Tage auf sich warten lassen. Die Dauer der Gärung kann in der Folge bei ein bis zwei Wochen liegen. Das Gärende ist erreicht, wenn keine Gasblasen mehr aufsteigen. Im weiteren Verlauf reift der Wein. Hier werden Aromastoffe gebildet, die den Wein runder wirken lassen. Im Anschluss sollte die Lagerung bei einer etwas niedrigeren – aber weiterhin konstanten – Temperatur erfolgen. Hierfür bieten sich kühle Kellerräume an. Durch die niedrigeren Temperaturen sinken feste Partikel schneller ab und der junge Wein wird klarer.

Nach Abschluss der Lagerung sollte der Wein konserviert werden. Dies ist – trotz des stets hygienischen Arbeitens – notwendig, um ihn vor dem Verderb durch schädliche Bakterien zu schützen und seine Haltbarkeit zu verlängern. Hierfür wird in der Regel Schwefeldioxid zugesetzt. Diese Verfahrensweise ist auch bei den Profis üblich und für den normalen Verbraucher nicht gesundheitsschädlich.

In acht Schritten zum eigenen Wein
Infografik Weinherstellung 2
In acht Schritten zum eigenen Wein
Infografik Weinherstellung 2

Abfüllung und Genuss

Nun nähert sich der große Moment. Nach Abschluss der Lagerung wird der Wein aus dem Behälter in Flaschen gefüllt. Der Fachmann sagt dazu auch „den Wein auf Flaschen ziehen“. Mit dem zugehörigen Ansaugschlauch kann der Wein aus dem Gärbehälter von oben abgezogen werden. Auf diese Weise bleiben die Feststoffe als Bodensatz im Behälter zurück. Mit dem Schlauch erfolgt die Abfüllung in gereinigte und trockene Flaschen, die unmittelbar nach der Befüllung verschlossen werden müssen. Die Flaschen sollten anschließend nicht zu warm und ohne direkte Sonneneinstrahlung gelagert werden, um das Aroma möglichst lange zu erhalten.

Genießen Sie nun wann es Ihnen beliebt Ihre eigene Weinkreation. Sie eignet sich ebenfalls ideal als außergewöhnliche Geschenkidee für Freunde oder Familie.


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