Italien gilt seit Jahrzehnten als eines der beliebtesten Urlaubsziele und als Sehnsuchtsort – über den Brenner an den Gardasee, die langen Sandstrände der Adriaküste oder in das mediterrane Klima der Toskana. Den Alltag vergessen, die Seele baumeln lassen, Sonne tanken und die italienische Küche genießen. Unmittelbar mit dieser feinen Küche sind einige der besten Weine der Welt verbunden, die ihren Ursprung in den Weinregionen des Landes haben. Italien gilt neben Frankreich als zentrale Weinbaunation in Europa. Jede der zwanzig italienischen Regionen – die in der Staatsstruktur mit den deutschen Bundesländern vergleichbar sind – hat mindestens ein eigenes Anbaugebiet vorzuweisen, die sich vor allem durch die klimatischen Ausprägungen und die geologische Struktur voneinander unterscheiden.
Der italienische Weinbau hat eine mehrere Jahrtausende alte Tradition. Die ältesten bekannten Nachweise für Weinbau auf italienischem Boden stammen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. und wurden von Forschern in einer sizilianischen Höhle entdeckt. Vermutungen führender Wissenschaftler auf diesem Gebiet gehen hingegen von einer noch älteren Weinbautradition auf der Apennin-Halbinsel aus. Die regionale Ausbreitung des Wissens um Weinanbau und Verarbeitung der Trauben ist eng mit der Ausbreitung des Herrschaftsgebietes des Römischen Reiches verwoben. Den Herrschern lag viel an einer kontinuierlichen Verbesserung der römischen Weine, sodass schon in der Antike feinste Qualitätsweine hergestellt werden konnten. Das Wissen um diese Premiumprodukte ging jedoch im Rahmen des Zusammenbruchs des Römischen Reichs in Teilen verloren und konnte erst mit dem wirtschaftlichen und politischen Aufstieg der Metropolen Genua, Venedig und Florenz in den folgenden Jahrhunderten neu belebt werden.
Qualität und Quantität: Spitzenpositionen in allen Belangen
Italien gilt als einer der größten Weinproduzenten der Welt, der Weinbau stellt folglich einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Die vier größten Weinbauregionen des Landes – Sizilien, Apulien, Venetien und die Emilia-Romagna – produzieren dabei über die Hälfte des italienischen Weins. In Sachen Quantität wetteifern die Regionen Sizilien im Süden, Venetien im Nordosten des Landes und Apulien am Absatz des italienischen Stiefels jedes Jahr um die absolute Spitzenposition der italienischen Weinproduktion. Bei der Qualität und den damit verbundenen Topplatzierungen in den entsprechenden Wettbewerben brennt seit Jahrzehnten ein Wettstreit zwischen der Toskana an der Westküste und dem Piemont an der französischen Grenze – den gleichzeitig wohl auch bekanntesten Weinregionen des Landes. Der Erfolg des italienischen Weinbaus gründet dabei aber auch auf der weltweit wohl einzigartigen Vielfalt: Im ganzen Land konnten bisher in etwa 2.000 verschiedene Rebsorten bestimmt werden, von denen aktuell ungefähr 400 für die Weinherstellung zugelassen sind.
Qualitätsstufen italienischer Weine
Für die Bewertung der Qualität werden in der italienischen Weinproduktion vier Qualitätsstufen vergeben. Die einfachste Stufe ist die „Vini Comuni e Varietali“, auch „Vini Generici“ genannt. Weine dieser Qualität können ohne Angabe von Jahrgang oder Rebsorte vertrieben werden. In der Qualität unmittelbar darüber steht die „Indicazione Geografica Tipica“ (IGT), die in etwa mit dem deutschen Landwein zu vergleichen ist. Weine der beiden genannten Kategorien werden in Italien als alltägliche Tischweine gereicht und genießen eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung. In der Rangfolge darüber kommt die „Denominazione di origine controllata“ (DOC). Diese Qualitätsstufe gilt als Äquivalent zum deutschen „Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete“ (QbA). Grundvoraussetzung ist die ausschließliche Verwendung von Trauben aus dem genannten Anbaugebiet. Die höchste amtliche Qualitätsstufe für italienische Weine ist die „Denominazione di Origine Controllata e Garantita“ (DOCG). In Deutschland würde man diese mit der Bezeichnung „Prädikatswein“ gleichsetzen. Auch hier dürfen lediglich Trauben aus dem genannten Anbaugebiet verwendet werden. Gleichzeitig muss die Abfüllung jedoch ebenfalls in diesem Anbaugebiet erfolgen. Ein Transport von Trauben oder fertigem Wein in ein anderes Gebiet und die dortige Abfüllung sind demnach untersagt. Vor Vergabe eines DOCG-Gütesiegels für einen Wein musste dieser zuvor für mindestens fünf Jahre der Qualitätsstufe DOC entsprechen. Weine der DOCG-Qualitätsstufe sind mit einer entsprechenden Banderole am Flaschenhals gekennzeichnet. Eine weitere Besonderheit im italienischen Weinrecht ist, dass mit DOC- oder DOCG-Siegel gekennzeichnete Weine nicht in Gebinden mit einem Volumen größer fünf Liter abgefüllt und verkauft werden dürfen.
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Die italienischen Anbaugebiete und ihre Besonderheiten
Im Folgenden lernen Sie die zwanzig italienischen Regionen mit ihren jeweils bedeutendsten Anbaugebieten und deren Besonderheiten kennen und hoffentlich schätzen. Lassen Sie sich schon jetzt für Ihre nächste Reise ins Weinland Italien inspirieren und finden Sie Ihre ganz persönliche Lieblingsweinregion.
Abruzzen
Die Region an der Adriaküste in der Mitte Italiens zählt zu den Rotweinregionen. Bei Weinfreunden ist vor allem der „Montepulciano d’Abruzzo“ (DOC) bekannt. Die Weine der Abruzzen überzeugen durch ihr ungewöhnliches Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Winzer der Region erzeugen nahezu die gleiche Menge Wein wie das Piemont.
Aostatal
Das Aostatal ist die kleinste der italienischen Regionen. Sie liegt ganz im Norden des Landes unweit des Mont Blanc und bildet sowohl mit der Schweiz als auch mit Frankreich eine Grenze. Die Gebirgslage erschwert den Weinanbau, was in der Folge auch Einfluss auf die Preisgestaltung der Weine hat. Dies ist ein Grund, warum die Bedeutung der Weine aus dem Aostatal für den italienischen Weinexport gering ist. Allerdings kann die Region mit den höchstgelegenen Weinbergen Europas aufwarten, die mit einzelnen Parzellen eine Höhe von bis zu 1.300 m erreichen. Die klimatischen Bedingungen ermöglichen vor allem den Anbau von trockenen Weißweinen, die bevorzugt im Sommer zum erfrischenden Genuss dienen.
Apulien
Apulien bildet den Absatz des italienischen Stiefels am Adriatischen Meer. Die Landschaft wird von flachem Land dominiert, das sporadisch von Hochebenen durchzogen wird. Der Weinbau ist von einem heißen Klima mit geringen Niederschlagsmengen geprägt. Dennoch verfügt die Region über eine große Vielfalt an Rebsorten, wobei die roten Sorten deutlich überwiegen. Die höchsten Qualitäten der Region stammen von der Halbinsel Salento. Die vorherrschenden klimatischen Bedingungen durch die Lage im Adriatischen Meer und die damit verbundene Abkühlung in den Nächten sind die idealen Voraussetzungen für die Erzeugung von qualitativ hochwertigen Weinprodukten. Apulien wetteifert vor allem mit Sizilien um die Spitzenposition unter den Regionen mit der größten Produktionsmenge Italiens.
Basilikata
Basilikata mit der Hauptstadt Potenza liegt eingerahmt von den Regionen Apulien, Kalabrien und Kampanien im Süden Italiens. Die geographische Lage ist Ursache für die Verteilung der Anbaufläche auf viele einzelne Parzellen, deren Größe häufig nicht einmal einen Hektar zählt. Diese Heterogenität erschwert die Einstufung der Qualitäten in dieser Region massiv. In den letzten Jahren konnten die Winzer der Region jedoch mit der Wiederbelebung der alten roten Sorte Aglianico für Aufsehen sorgen, die sich sukzessive zum Markenzeichen der Region entwickelt.
Emilia-Romagna
Bei der Emilia-Romagna, die sich von der Adriaküste in Höhe des Urlaubsparadieses Rimini ins Landesinnere zieht, kreisen die Gedanken sicherlich zuerst um kulinarische Spezialitäten wie Parmaschinken oder Parmesankäse, die mit ihrer Strahlkraft den Weinanbau überschatten. Das international wohl bekannteste Weinerzeugnis der Region ist der Lambrusco, der leicht schäumend für eine gewisse Frische sorgt und für seine einfache Stilistik bekannt ist. Ein Großteil der Trauben dieser Region wird außerdem für die Herstellung des berühmten Balsamico-Essigs genutzt. Mit einer Verschärfung der Qualitätsanforderungen hat man in der Region in den vergangenen Jahren versucht ein höheres Qualitätsniveau zu erreichen.
Friaul-Julisch Venetien
Die Weinregion Friaul-Julisch Venetien, meist kurz Friaul genannt, liegt im Nordosten Italiens an der Grenze zu Österreich und Slowenien. Stand hier vor einigen Jahren noch der Rotwein im Mittelpunkt, hat sich die Region mittlerweile zu einer der renommiertesten Adressen für Weißweine der Spitzenklasse in ganz Italien entwickelt.
Kalabrien
Noch vor 100 Jahren stand die Weinwirtschaft im Anbaugebiet Kalabrien, an der Spitze des italienischen Stiefels gelegen, in ihrer Blüte. Bedeutendster Wein der Region war der Cirò. Allerdings führten Faktoren wie Misswirtschaft, Armut und Auswanderung zum Niedergang des Weinbaus. Heute ist die Region vor allem für den Anbau von Oliven und Zitrusfrüchten bekannt, aber auch die Weinwirtschaft erfindet sich aktuell neu. Dominierend ist die rote Rebsorte Gaglioppo.
Kampanien
Kampanien zählt zu den ältesten Weinbaugebieten Italiens. In der Antike wurde der Region und ihren Weinen großer Ruhm zuteil. Noch heute dominieren die einheimischen roten Rebsorten. Die Böden vulkanischen Ursprungs – der wohl bekannteste Vulkan der Region ist der Vesuv nahe Neapel – sind fruchtbar. Gleichzeitig schützen die Berge die Anbauflächen und das naheliegende Meer sorgt für die notwendige Abkühlung des Nachts.
Latium
Das Latium ist für seine Weißweine bekannt. Vulkanische Böden und die Lage am Tyrrhenischen Meer bieten optimale Bedingungen für den Weinanbau. Unweit der Küste liegt die Landeshauptstadt Rom. Aufgrund der Nähe zum Machtzentrum der Antike hatten die Anbauflächen der Region bereits in früheren Zeiten eine enorme Bedeutung für die Versorgung der Stadtbevölkerung. Einige der heute angebauten Rebsorten stammen sogar nachweislich von den antiken Sorten ab. Feinste Wein-Kulinarik und antike Hochkultur lassen sich hier bestens kombinieren.
Ligurien
Ligurien mit der Hauptstadt Genua zählt zu den kleinsten Anbaugebieten des Landes. Die teils schroffen Berglandschaften erschweren den Anbau und machen mancherorts gar eine Terrassierung notwendig. Das Anbaugebiet ist geprägt von kleinen, oft unwegsamen Parzellen. Die Rebsortenvielfalt vergangener Tage ist leider verloren gegangen.
Lombardei
Die bevölkerungsreichste Region des Landes ist in der Gesamtproduktion keineswegs zu vernachlässigen. Dennoch ist es in der Vergangenheit nicht gelungen, regionaltypische Weinstile nachhaltig zu etablieren, die den Ruf der Region prägen könnten. Weitaus bedeutender ist die Region rund um die Modemetropole Mailand für den italienischen Weinhandel.
Marken
Die Region Marken liegt in Mittelitalien am Adriatischen Meer. Aufgrund des kühlen, gemäßigten Klimas gelingen beste Weißweine. Dennoch halten sich rote und weiße Rebsorten ungefähr die Waage. Der Anbau erfolgt meist in Hanglagen. Die lehmhaltigen Böden können die Feuchtigkeit lange halten, sodass der Weinanbau trotz langer, warmer Sommer gelingt. Dennoch ist die Gesamtanbaufläche in den letzten Jahren stark rückläufig.
Molise
Die Region Molise zählt mit 7.650 ha Anbaufläche zu den kleineren Anbaugebieten Italiens. Sie schließt südlich an die Abruzzen an. In der Region werden sowohl rote als auch weiße Rebsorten angebaut. Eine Besonderheit des Anbaugebiets ist, dass sich die Anbaufläche auf viele kleinere Parzellen verteilt.
Piemont
Das Piemont mit Turin als industriellem Zentrum des Landes liegt im Nordwesten Italiens an den Grenzen zur Schweiz und zu Frankreich. Die Winzer haben es geschafft der Region zu internationaler Bekanntheit unter Weinfreunden zu verhelfen – allein die Stichworte Barolo und Barbaresco seien an dieser Stelle wohl ausreichend. Weine bester Qualitäten machen das Piemont zu einer der geschätztesten Weinregionen des Landes.
Sardinien
Im kühleren Norden der Mittelmeerinsel werden vorwiegend Weißweine angebaut, die durch eine frische Säure überzeugen. Der heiße Süden bietet hingegen gute Voraussetzungen für den Anbau roter Rebsorten. Wobei die Trockenheit in diesem Inselteil mancherorts eine Bewässerung der Weinstöcke notwendig macht. Die Produktion wird von großen Genossenschaften dominiert.
Sizilien
Die Mittelmeerinsel Sizilien zählt zu den größten Weinbaugebieten des Landes. Wurden bis Mitte der 1990er Jahre noch hauptsächlich Verschnittweine für internationale Märkte oder zur Alkoholdestillation produziert, haben die Winzer der Region in den vergangenen Jahren die einheimischen Rebsorten wiederentdeckt. Damit einher gehen auch höhere Qualitäten. Mit einer Überraschung wartet die Insel auf: Trotz des warmen Mittelmeerklimas überwiegt der Anteil weißer Rebsorten im Anbau.
Toskana
Zusammen mit dem Piemont ist die Toskana die bekannteste Weinregion Italiens. Die erzeugten Weine überzeugen durch prämierte Spitzenqualitäten. Große Bekanntheit genießt beispielsweise die Rebsorte Sangiovese. Einige Spitzenweine der Region verstoßen bewusst gegen die geltenden Regeln der Qualitätseinstufungen, um den gewünschten französischen Einfluss umsetzen zu können. So erzielen einfache IGT-Weine Bestnoten und werden hochpreisig gehandelt. Diese Sorten sind international auch als „Super-Toskaner“ bekannt.
Trentino-Südtirol
Das nördlich gelegene, alpine Südtirol steht vor allem für hervorragende Weißweine. Das im Süden der Doppelregion gelegene Trentino mit den klimatischen Einflüssen des Gardasees beheimatet hingegen vorwiegend rote Rebsorten. Neben den klassischen Rotweinen ist in der Region auch der Spumante (Schaumwein) beheimatet.
Umbrien
Umbrien liegt im Herzen Italiens, hat keinen direkten Zugang zum Meer und wird vom Tiber durchzogen. Die klimatischen und geologischen Bedingungen sind mit denen der im Norden angrenzenden Toskana vergleichbar. Die Region wird vom weißen Orvieto dominiert, der einen Großteil der Anbaufläche einnimmt.
Venetien
Die klimatische Mannigfaltigkeit der Region mit Einflüssen der Küste, des Gardasees, der Po-Ebene und der Alpen hat großen Einfluss auf die Weinvielfalt. In Verona findet jährlich die bedeutendste Weinmesse des Landes statt. Der aus der Region stammende Amarone zählt zu den größten Rotweinen Italiens.
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