Laut Bibel war Noah der erste Winzer der Welt und Jesus verwandelte Wasser in Wein. Dass diese beiden Bibelcharaktere aber nicht die ersten Menschen waren, die sich mit der Herstellung von Wein beschäftigten, zeigt die Wissenschaft. Fossilien, Ausgrabungen und Fundstücke lassen Rückschlüsse auf die lange Geschichte des Weins zu. So wird zum Beispiel anhand von Fossilienfunden angenommen, dass wilder Wein bereits vor 80 bis 100 Millionen Jahren gewachsen ist.
Bis aus dem wilden Wein allerdings die kultivierten Reben entstehen konnten, die wir heute kennen, mussten sie eine lange Entwicklung durchlaufen. Dabei hatte der edle Tropfen Einfluss auf unzählige Bereiche des Lebens in unzähligen Epochen der Geschichte. Eine ausführliche Darstellung kann ganze Bibliotheken füllen. Dennoch schadet es keinem Weinliebhaber, sich einen groben Überblick zu verschaffen. Wann wurde der Wein entdeckt, wie kam er nach Deutschland und was machte ihn so erfolgreich?
Wie hat der Mensch den Wein entdeckt?
Über diese Frage lässt sich nur mutmaßen. Die genauen Umstände der Weinentstehung sind nicht überliefert. Wohl aber eine Sage aus der persischen Mythologie: Am Hof des Königs Dschamschid, der um 2.500 vor Christi gelebt haben soll, seien Weintrauben in Krügen aufbewahrt worden. Eines Tages seien sie zu gären und zu schäumen begonnen. Die von Migräne geplagte Frau des Königs habe sich mit dem verfaulten Saft das Leben nehmen wollen. Doch anstatt sie umzubringen, habe der Saft sie von ihren Schmerzen geheilt und in einen wohligen Schlaf versetzt.
Hierbei handelt es sich um eine schöne Sage, die zur Entstehung des Weins gerne erzählt wird. Allerdings gibt es auch Zeugnisse, die auf eine deutlich frühere Entdeckung des Weins hinweisen.
Die ältesten Weinrelikte der Menschheit
Das wohl älteste Relikt für die Herstellung von Wein wurde im heutigen Syrien entdeckt. Hier soll die älteste Traubenpresse der Welt gefunden worden sein, deren Entstehung auf den Zeitraum um 8.000 v. Chr. datiert wurde. In Georgien wurden hingegen Weinkrüge gefunden, die ungefähr 6.000 v.Chr. entstanden sein sollen. Ähnliche Spuren aus der Zeit um 5.000 v. Chr. entdeckte man auch im Zagros-Gebirge im Iran.
Götter des Weins
Doch wie hat sich der Wein weltweit verbreitet? Sowohl die oben beschriebene persische Sage als auch die genannten Funde lassen darauf schließen, dass Weinreben erstmals im Nahen Osten von Menschen kultiviert wurden. Doch auch die alten Griechen und Römer sind für den Weinbau bekannt. In Griechenland erlebte der Weinbau um 2.000 v. Chr. einen Aufschwung. Es liegt nahe, dass die Griechen dabei einiges von Ländern aus dem Nahen Osten gelernt haben. So trieben sie zum Beispiel mit Ägypten regen Handel. Wein entwickelte sich in Griechenland schnell zum Volksgetränk. Sogar der Pflanzengott Dionysos aus der griechischen Mythologie wurde schließlich zum Gott des Weins.
Römer brachten den Weinbau nach Deutschland
Auch die Römer verehrten den Gott des Weins, hier Bacchus genannt. Sie übernahmen die Weinkultur der Griechen und verbreiteten sie schließlich auch in Germanien, welches sie vor etwas mehr als 2.000 Jahren besetzten. Dank der Römer entwickelte sich auch in den heute deutschsprachigen Regionen eine wahre Weinkultur. Und noch heute sind Spuren aus dieser Zeit zu erkennen. An der Mosel können Weintouristen zum Beispiel der Römischen Weinstraße folgen. In Piesport an der Mosel kann außerdem eine römische Kelteranlage aus dem Jahr 3 oder 4 n. Chr. besichtigt werden. Auch in der Pfalz befindet sich eine fast 2.000 Jahre alte Kelteranlage der Römer, genau wie der älteste erhaltene Traubenwein der Welt. Im Rheinhessischen Landesmuseum Trier kann das Neumagener Weinschiff, das Grabmal eines römischen Weinhändlers, besichtigt werden.
Der Weinkaiser sorgt für Aufschwung
Der römische Kaiser Probus, der von 276 bis 282 n Chr. im Amt war, wurde auch als der „Weinkaiser“ bekannt. Denn er hob das zuvor von Kaiser Domitian erlassene Pflanzverbot auf und erlaubte es der Allgemeinheit, Reben zu besitzen und Wein zu erzeugen. Der Weinbau erlebte einen enormen Aufschwung, weshalb Kaiser Probus auch heute noch als Pionier auf dem Gebiet angesehen wird.
Ein Auf und Ab für den deutschen Weinbau
Auch Karl der Große war bemüht, den Weinbau im deutschsprachigen Raum zu erhalten und zu erweitern. Im 8. Jahrhundert sorgte er dafür, dass die Anbauflächen ausgedehnt wurden. In den Klöstern beschäftigte man sich zu dieser Zeit vor allem mit der Qualität des Weins. Den Mönchen ist es zu verdanken, dass der edle Tropfen immer besser schmeckte. Der klösterliche Weinbau entwickelte sich zu einer Tradition, die allerdings um 1800 mit der Eroberung Napoleons endete. Der nächste Rückschlag für die deutsche Weinkultur ließ nicht lange auf sich warten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts vernichtete die aus Amerika eingeschleppte Reblaus einen Großteil der deutschen Rebflächen. Der Weinbau stand kurz vor dem Stillstand, als eine Lösung für das Reblaus-Problem gefunden werden konnte. Man stellte fest, dass nur europäische Reben anfällig für die Reblaus waren. Um die Jahrhundertwende wurden mit der sogenannten Pfropfenrebe heimische Rebsorten auf resistenten amerikanischen Wurzeln gezüchtet, wodurch ein Neustart im deutschen Weinbau erst möglich wurde.
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Heute bauen etwa 80.000 Winzer auf über 100.000 Hektar Rebfläche Wein an – und das allein in deutschen Anbaugebieten. Sie können auf eine lange und von Umbrüchen geprägte Geschichte und all das gesammelte Wissen zurückblicken, das den heutigen Weinbau sowohl zu einer Leidenschaft als auch zu einer eigenen kleinen Wissenschaft macht.
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