Glasklar: Diese Weine gehören in diese Gläser

Gehören Sie zu den Menschen, die für verschiedene Weine verschiedene Gläser verwenden? Oder steht in Ihrem Schrank nur ein Set, das immer zum Einsatz kommt? Vielleicht sollten Sie den Bestand erweitern. Denn mit dem falschen Glas liegt der Weingenuss schnell in Scherben.

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Weingläser
© Didgeman/pixabay.com

Mensch und Wein können auf eine lange gemeinsame Geschichte zurückblicken, während der sich beide stets weiterentwickelt haben. Besonders im Umgang miteinander fanden im Laufe der Zeit immer wieder Veränderungen statt. So ist es kaum verwunderlich, dass auch das Weinglas auf eine abwechslungsreiche Entwicklung blicken kann. Vom Ton- oder Keramikbecher über Kupfer-, Silber- und Goldkrüge bis hin zum heutigen Glas war es ein langer Weg. Und mit dem Material ist dieser Weg noch längst nicht vorbei.

„Form follows function“

Der Inhalt bestimmt die Form – Claus Riedel war der erste, der diesem Prinzip folgte. Als Erfinder des funktionalen Weinglases hat er es geschafft, die Funktion des Glases mit den Eigenschaften des Weins in Einklang zu bringen. Riedels Prinzip hat die maximale Geschmacksausbeute zum Ziel und wird heute für die Herstellung der meisten Weingläser angewendet.

Das Glas ist der Vermittler zwischen Wein und Mensch. Es ist dafür zuständig, dass die Kommunikation zwischen beiden funktioniert. Aroma und Geschmacksnuancen kommen erst dann richtig zur Geltung, wenn Glas und Wein optimal aufeinander abgestimmt sind.

Kein märchenhafter Genuss ohne gläsernen Schuh

Das klassische Weinglas besteht aus drei wesentlichen Teilen: dem Kelch, dem Stiel und dem Fuß. Zwar erfreuen sich auch Weingläser ohne Stiel (Tumbler) großer Beliebtheit – zu empfehlen sind sie allerdings nicht. Die Aromen eines Weins hängen maßgeblich von seiner Temperatur ab. Deshalb sollte das Glas nicht am Kelch gehalten werden, sondern am Stiel oder am Fuß. Die Wärme der Hand wirkt sich sonst auf die Trinktemperatur aus.

Durchblick behalten: Gläser und ihre Formen

Weinglastypen unterscheiden sich in erster Linie bei der Form des Kelches. Schlank, bauchig, weit geöffnet oder eng zulaufend – je nachdem, wie der Kelch geformt ist, betont er andere Eigenschaften des Weins. In der Regel genügt es, Standardgläser für Rot- oder Weißwein zu besitzen. Wer Fan einer bestimmten Rebsorte ist oder wirklich für alles gewappnet sein will, kann bei der Anschaffung von Weingläsern auch deutlich weiter ins Detail gehen.

Rotweingläser

Rotweingläser zeichnen sich durch einen voluminösen Kelch aus. Sie sind bauchig und haben eine weite Öffnung. So steht dem eingeschenkten Wein eine große Oberfläche zur Verfügung und er kann atmen. Rotweine mit vollem Aroma benötigen in der Regel eine größere Oberfläche, damit sie besser belüftet werden.

Ein Weinglas, das mit ruhigem Gewissen für alle Rotweine genutzt werden kann, sollte leicht bauchig sein und eine weitere Öffnung haben als z.B. ein Weißweinglas. Allerdings dürfen beide Eigenschaften nicht zu stark ausgeprägt sein, damit leichte Rotweine nicht negativ beeinflusst werden. Der Kelch darf eine etwas schmalere Form haben, um das Aroma tanninarmer Rotweine zu bewahren.

Weißweingläser

Weißweine verlangen nach weniger Luft als Rotweine. Sie müssen nur selten belüftet werden und begnügen sich deshalb mit Gläsern, deren Kelche kompakt und schlank sind. Damit sich das Aroma nicht so schnell verflüchtigt und der Wein kühl genossen werden kann, ist die Füllmenge geringer als bei Rotweingläsern.



Fünf Gläser für alle Fälle

1. Bordeauxglas: Für kräftige Rotweine

Das sogenannte Bordeauxglas eignet sich besonders für Bordeaux, Rioja, Brunello, Cabernet Sauvignon, Shiraz oder Merlot. Denn charaktervolle, tanninreiche Weine wollen vor allem eins: atmen. Deshalb sind Bordeauxgläser größer und bauchiger als Standardgläser. Hierin lassen sich Weine hervorragend schwenken, um die Luftzufuhr zu erhöhen. Der hohe und leicht schließende Kamin (Raum zwischen dem eingeschenkten Wein und dem oberen Glasrand) sorgt für die ideale Verdichtung der Duftmoleküle.

2. Burgunderglas: Für fruchtige Rotweine

Auch Burgunderweine brauchen viel Luft. Sie sind kraftvoll, fruchtig und weisen meist einen hohen Alkoholgehalt auf. Deshalb benötigen Sie ein voluminöses Glas, das besonders bauchig ist und eine große Oberfläche bietet. Pinot Noir, Barbera, Blaufränkisch und Gamay fühlen sich hier wohl. Doch auch kräftige Weißweine lassen sich im Burgunderglas servieren – zum Beispiel alte, in Holz gelagerte Rieslinge.

3. Riesling-Glas: Für leichte Weißweine

Das Riesling-Glas hat einen eleganten, glatten Stiel und einen schmalen, leicht schließenden Kelch. Diese Form sorgt für ein lang anhaltendes Geschmacksbild und komprimiert den zarten Duft. Durch einen leicht aufgestellten Mundrand wird das Zusammenspiel von Fruchtaroma und Säure besser auf der Zunge wahrgenommen. In einem Riesling-Glas können auch Grüner Veltiner, Gewürztraminer, Cortese oder Vinho Verde serviert werden.

4. Chardonnayglas: Für kräftige Weißweine

Für den Verzehr kräftiger Weißweine darf es ein etwas breiterer, bauchiger Kelch sein. Zwar sollte das Glas immer noch kompakter sein als ein Rotweinglas. Doch mit gewisser Größe und Wasseroberfläche können sich die Aromen ideal entfalten. Das Chardonnayglas ist perfekt geeignet für Grauburgunder, Gutedel, Montrachet, Corton-Charlemagne oder Chablis.

5. Sekt- und Champagnergläser

Sekt- und Champagnergläser sind schmal und leicht geschwungen. Es wird unterschieden zwischen Flöten- und Tulpenform. Die Flötenform zeichnet sich durch einen langen Kelch aus, der sich am Rand leicht nach außen stülpt. Der Stiel ist besonders lang, sodass die Finger nicht mit dem kühlen Sekt in Berührung kommen. Gläser in Tulpenform präsentieren sich dagegen eher mit kurzem Stiel. Der Kelch ist hoch und läuft nach unten kegelförmig zu.

Diese speziellen Formen sorgen dafür, dass man die Perlage des Schaumeweins gut beobachten kann und sie sich nicht so schnell verflüchtigt. Es gibt auch Sekt- und Champagnerschalen, die gerne für eindrucksvolle Pyramiden eingesetzt werden. Doch die Oberfläche ist sehr groß, wodurch Perlage und Aroma schnell verfliegen. Der Name ist Programm: Getränke auf einer Champagnerschale schmecken oft schal.


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