Die meisten Rotweintrinker kennen das Problem. Kaum gönnen sie sich das eine oder andere Glas ihres liebsten Weins, hat das nicht nur Auswirkungen auf ihren Gemütszustand, sondern auch auf ihren Mund. Eins haben beide gemeinsam: Sie werden langsam aber sicher blau.
Woher kommt die Verfärbung?
Wenn sich die Zunge und die Zähne beim Rotweintrinken blau färben, ist das zu Hause auf dem Sofa nicht weiter schlimm. Bei einer Verabredung oder einer Party kann es allerdings schnell unangenehm werden.
Schuld an der Verfärbung sind sogenannte Anthocyane. Hierbei handelt es sich um Pflanzenfarbstoffe, die vor allem in der Schale roter Trauben vorkommen. Beim Genuss von Rotwein dringen Anthocyane in Hautzellen ein und lassen sich auf Zahnschmelz und Zahnbelag nieder. Doch warum färben sich Zunge und Zähne dann nicht rot, sondern blau? Das liegt an der Veränderung des pH-Werts. Im Wein liegt dieser meist bei 3,5 – also im sauren Bereich. Im Mund ist der pH-Wert dagegen neutral. Er liegt normalerweise bei 7. Anthocyane reagieren auf diese Veränderungen und wechseln die Farbe von rot zu blau, bzw. blauviolett.
Nicht alles, was rot ist, wird blau
Ob und wie stark sich ein Rotwein auf Zunge und Zähne auswirkt, hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst sind Rebsorte, Jahrgang, Herstellung und Alter des Weins entscheidend.
Manche Rebsorten enthalten mehr Anthocyane als andere. Viel Farbstoff ist zum Beispiel in Dornfelder, Merlot und Cabernet Sauvignon enthalten. Während Dornfelder pro Liter 0,5 Gramm Anthocyane enthält, ist im Trollinger nur etwa ein Fünftel dieser Menge zu finden. Je mehr Farbstoffe im Wein enthalten sind, desto eher verfärben sich auch Zunge und Zähne.
Auch der Jahrgang kann eine wichtige Rolle spielen. Es gibt Jahre, die von hohen Temperaturen und langen, sonnigen Herbsttagen geprägt sind. Solche Bedingungen, die zum Beispiel 2018 vorherrschten und besonders für Rotweine sehr vielversprechend sein können, führen dazu, dass rund 20 bis 30 Prozent mehr Anthocyane in den Trauben entstehen.
Herstellung und Alter eines Weins können ebenfalls ausschlaggebend sein. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein junger Rotwein für mehr Verfärbung sorgt als ein älterer. Wurde ein junger Wein im Edelstahltank ausgebaut, sorgt er für eine intensivere Färbung als zum Beispiel ein 5 Jahre alter Rotwein, der im Barrique gereift ist.
Blaue Zähne sind gesund
Neben den oben genannten Einflüssen kann es auch von Person zu Person unterschiedlich sein, ob Rotwein den Mundraum blau werden lässt. Es gibt auch Menschen, die damit überhaupt keine Probleme haben. Was zunächst praktisch klingt, ist eigentlich eine schlechte Nachricht. Denn wie bereits beschrieben, hängt die Verfärbung auch mit dem pH-Wert im Mund zusammen. Ein neutraler pH-Wert, auf den die Anthocyane reagieren, ist ein Zeichen für eine gute Mundflora. Wenn sich Zunge und Zähne intensiv verfärben, bedeutet das also, dass im Mundraum alles in bester Ordnung ist. Zum ersten Date einen jungen Dornfelder, Merlot oder Cabernet Sauvignon anzubieten, kann also durchaus aufschlussreich sein.
Was kann man gegen blaue Zähne tun?
Obwohl blaue Verfärbungen also kein schlechtes Zeichen sind, können sie unangenehm sein. Um ihnen vorzubeugen, können Weintrinker natürlich auf färbende Weine verzichten. Doch was, wenn gerade ein junger Dornfelder oder Merlot zu den absoluten Lieblingsweinen gehört oder einfach kein anderer Wein angeboten wird? Dann helfen folgende Tipps:
Zwischendurch ein Glas Weißwein und Wasser trinken
Weißwein kann wegen seines höheren Anteils an Schwefeldioxid einen bleichenden Effekt haben und die Anthocyane entfärben. Etwas Wasser mit Kohlensäure verdünnt dann noch die Farbpigmente und hilft dabei, Farbstoffe zu lösen.
Vor dem Weintrinken Zähne putzen
Zahnbelag erhöht den Verfärbungseffekt. Wer vor dem Genuss von Wein seine Zähne gründlich putzt, grenzt die Ablagemöglichkeiten der Farbstoffe ein.
Achtung: Putzen Sie die Zähne nicht direkt nach dem Weintrinken. Denn die im Wein enthaltene Säure greift den Zahnschmelz an. Wenn Sie Ihre Zähne in diesem angegriffenen Zustand putzen, sorgen Sie damit für eine zusätzliche Belastung. Dadurch können die Farbstoffe unter Umständen noch tiefer in den Zahnschmelz eindringen.
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