Unter den Winzern gibt es immer wieder Anläufe, andere Verpackungsformen für ihre Weine zu finden: Seien es Dosen, Bag-in-Box-Systeme oder sogar Tetra-Packs. Aber das beliebteste Gebinde für Wein ist und bleibt die Glasflasche. Doch wieso ist das eigentlich so? Und warum gibt es eine solch große Formenvielfalt unter den Weinflaschen? Oder gibt es gar Regionen und Weine, die für ihre Flaschenformen berühmt sind?
Die Vorteile von Glasflaschen
Das Wichtigste vorab: Die Weinflasche ist so beliebt, weil sie die praktischste aller Verpackungen zu sein scheint. Glas ist geschmacks- und geruchsneutral. Es nimmt keine Stoffe vom Wein auf oder gibt welche an diesen ab, die das Aroma beeinflussen könnten. Außerdem können die Winzer ihren Wein sauerstoffarm abfüllen, was seine Alterung wesentlich verlangsamt. Ebenfalls aus diesem Grund wird meist Grün- oder Braunglas verwendet. Auf diese Weise wird der Einfluss der Lichteinstrahlung verringert, was insbesondere bei lagerfähigen Weinen von großer Bedeutung ist. Des Weiteren bleibt der Kohlensäuregehalt in Glasflaschen – das ist wichtig bei Schaumweinen – auch über einen langen Lagerzeitraum erhalten. Auch wichtig für den Winzer: Glasflaschen lassen sich mit der heutigen Technik relativ kostengünstig herstellen, sodass die Verpackung nicht teurer als der Inhalt wird. Ausnahmen sind hier natürlich extravagante Flaschenformen, mit denen sich mancher Winzer von seinen Wettbewerbern abheben möchte.
Die Formenvielfalt der weltweit verwendeten Weinflaschen ist schier unendlich. Dies liegt auch daran, dass es hier nur wenige Reglementierungen gibt – für Deutschland oder Europa ein fast ungewöhnlicher Sachverhalt. Die heute gängigsten Flaschengrößen sind 0,75 Liter oder 1,0 Liter. Die notwendige Glasdicke hängt vom Inhalt ab: Ein kohlensäurehaltiger Schaumwein benötigt dickeres Glas als ein einfacher Weißwein.
Die Burgunder-Flasche
Der regionale Ursprung dieser Flaschenform ist einfach zu erkennen: Wie der Name verrät, stammt diese Flasche aus dem Burgund im Zentrum Frankreichs. Diese Region ist bekannt für ihre edlen Rotweine, weshalb diese Flasche auch vor allem für in dieser Region verbreitete Sorten wie Chardonnay oder Pinot Noir verwendet wird. Sie ist in ihrer Gestalt sehr einfach gehalten. Die Schultern der Flasche fallen geschwungen ab, wodurch sie sehr bauchig erscheint. Ihre Fertigung ist vergleichsweise einfach, weshalb sie bereits in frühen Zeiten in Massen produziert werden konnte.
Interessant ist übrigens auch, dass nicht nur die Rebsorten des Burgunds den Weg in andere Regionen der Welt fanden, sondern auch gleichermaßen die Flaschenform dort verwendet wurde. So wird noch heute der Spätburgunder in Deutschland in die Burgunder-Flasche gefüllt.
Die Bordeaux-Flasche
Diese Flasche zeichnet sich durch ihre markanten Schultern und den darunter anschließenden, gerade nach unten verlaufendem Bauch aus. Die Schultern der Flasche können das während einer langen Lagerung anfallende Depot eines Rotweins beim Dekantieren zurückhalten, sodass dieses nicht im Glas landet.
Auch bei dieser Flaschenform leitet sich der Name von der Herkunftsregion ab. Die Region um Bordeaux – im französischen Südwesten gelegen – ist ebenfalls berühmt für hervorragende Rotweine besonderer Qualität. Und genauso wie die Regionen Burgund und Bordeaux um die besten Rotweine wetteifern, stehen die beiden Flaschenformen ebenfalls in Konkurrenz. Die Bordeaux-Flasche scheint hier jedoch mittlerweile die Nase vorn zu haben: Sie ist heutzutage die weltweit am häufigsten verwendete Flasche für die Abfüllung von Weinen. Berühmte und weit verbreitete Sorten wie Cabernet Sauvignon oder Merlot werden in dieser Flaschenform abgefüllt.
Die Schlegelflasche
Vom benachbarten Frankreich verschlägt uns die Suche nach dem Ursprung dieser Flaschenform nun ins heimische Deutschland. Die Schlegelflasche – auch gern als Hochflasche bezeichnet – steht vor allem mit dem Riesling in Verbindung und stammt aus den südwestlichen Weinbauregionen wie dem Rheingau oder der Mosel. Sie wurde entwickelt, um während des Schiffstransports auf dem Rhein hin zu den weiter nördlich gelegenen Häfen Platz zu sparen. Früher konnte man aus der Farbe der Schlegelflasche übrigens auch die Herkunft ableiten: Während der Riesling von der Mosel in Grünglas abgefüllt wurde, verwendeten die Winzer am Rhein Braunglas.
Der Bocksbeutel
Keine andere Flaschenform in Deutschland ist so fest mit einer Region verbunden wie der Bocksbeutel. Diese Flasche wird für die fränkischen Weine – insbesondere den bekannten Silvaner – eingesetzt. Die Flasche wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entworfen und erinnert in ihrer Gestalt an eine Feldflasche der Soldaten. Der Bocksbeutel wurde dabei für Weine besonderer Qualität verwendet und stellte somit ein echtes Qualitätssiegel dar. Heute ist die klassische Bocksbeutelform übrigens auch in manchen portugiesischen Weinbauregionen außerordentlich beliebt.
Die Sachsenkeule
Dieses Flaschenformat hat einen ebenfalls starken regionalen Bezug, der in seiner Popularität jedoch an den Bocksbeutel nicht heranreichen kann. Das Flaschendesign erinnert tatsächlich an die Gestalt einer Keule oder eines Kegel Pins. Sie wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Sachsen entwickelt und wird ausschließlich dort verwendet. Mit der Entwicklung wollte man die regionale Weinidentität stärken. Nach der Wiedervereinigung wurde diese Flasche wieder vermehrt verwendet. Der durschlagende Erfolg blieb jedoch aus. Eine Ursache könnten dabei auch die Schwierigkeiten bei der liegenden Lagerung dieser Flaschenform sein.
Die Champagnerflasche
Diese Flaschenform weist große Ähnlichkeit zur Burgunder-Flasche auf. Im Vergleich ist sie jedoch dickwandiger und damit stabiler. Somit hält die Flasche den hohen Druck, der aus dem Kohlensäuregehalt im Champagner resultieren, aus. Ein weiteres Merkmal dieser Flasche ist die ausgeprägte Wölbung am Boden, die auch „Culot de Bouteille“ genannt wird. Diese Vertiefung sorgt für eine erhöhte Stabilität der Flasche aufgrund einer besseren Druckverteilung und ist ganz nebenbei noch eine perfekte Einschenkhilfe.
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