Ideen für ein Pfandsystem bei Weinflaschen – analog zu den Mehrwegpools bei anderen Getränken – gibt es schon länger. Ein aktueller Vorstoß für die Einführung eines Mehrwegsystems kommt nun aus Baden-Württemberg. Überlegungen zu einer deutschlandweiten Ausweitung werden in der Branche heiß diskutiert. Schließlich könnte so der Leergutknappheit des vergangenen Jahres sowie der Energiepreissteigerung entgegengewirkt werden. Auch würde ein solches System die Schonung der Ressourcen im Sinne der Nachhaltigkeit bedeuten.
Die Ausgangssituation
In Deutschland werden jährlich über eine Milliarde Weinflaschen verkauft. Nach einmaliger Benutzung werden die Flaschen im Altglascontainer entsorgt und idealerweise der Neuglasproduktion zugeführt. Dieser Prozess der Flaschenherstellung ist jedoch sehr energieintensiv und damit – spätestens seit der Energiepreissteigerung – auch sehr kostenintensiv. Diese Mehrkosten werden in den meisten Fällen an den Konsumenten weitergegeben, wodurch der Flaschenpreis beim Wein steigt und den Käufer belastet. Eine Reinigung und Wiederbenutzung der Weinflaschen – wie es beispielsweise beim Bier schon lange üblich ist – wäre daher weniger energieintensiv und folglich günstiger.
Die Idee und der Ablauf
Treiber der aktuellen Mehrwegbewegung sind die Winzer aus Baden-Württemberg. Hier gibt es bereits ein regionales Mehrwegsystem mit einer einheitlichen 1-Liter-Flasche. Allerdings erfreut sich beim Verbraucher deutschlandweit die 0,75-Liter-Flasche größerer Beliebtheit, weshalb hier nun aktuell eine standardisierte Einheitsflasche designt wurde. Diese ist dunkelgrün und zeichnet sich durch einen langen Flaschenhals sowie einen robusten Stoßrand aus. Der vorgesehene Pfandpreis wurde hingegen noch nicht bekannt gegeben.
Initiator des Systems ist die Wein-Mehrweg eG aus Baden-Württemberg. Um die Reinigung der Flaschen zu vereinfachen, ist die Einrichtung sogenannter Spülzentren geplant. Ein solches gibt es bereits in der Region Ludwigsburg. Hier werden jährlich bereits 24 Millionen Mehrwegflaschen gereinigt. Die Weinflaschen werden gesammelt und zur Reinigung dorthin gebracht. Anschließend werden die Flaschen wieder an die Winzer zur Befüllung abgegeben.
Die ersten 0,75-Liter-Mehrwegflaschen könnten bereits im Sommer oder Herbst 2023 an die Winzer ausgegeben werden.
Zum Start soll der Pool etwa eine Million Flaschen umfassen. Die leeren Flaschen können von den Verbrauchern sowohl direkt beim Winzer als auch im Getränkefachhandel oder im Supermarkt zurückgegeben werden. Auch eine Abgabe am handelsüblichen Pfandautomaten soll in Zukunft ohne Probleme möglich sein.
Nach dem Start in Baden-Württemberg soll das Mehrwegsystem schnell auf das gesamte Bundesgebiet ausgerollt werden, um Synergien bestmöglich zu nutzen. Folglich wäre die Einheitsflasche in Zukunft in allen Weinbaugebieten des Landes zu finden.
Mehrwegweinflaschen können voraussichtlich bis zu 50 Mal gereinigt und neu befüllt werden, wodurch der CO2-Fußabdruck einer Weinflasche enorm reduziert werden könnte. Schließlich entfallen hier aktuell allein ca. 45 % auf die Herstellung der Einwegflasche.
Die Nachteile
Durch die Vereinheitlichung der Flaschen und einer überregionalen Verbreitung würden in Zukunft die vielen individuellen Flaschenformen, mit denen sich Winzer gern vom Wettbewerber abheben möchten, wegfallen. Die geliebte Vielfalt von Form und Gestalt der Flaschen in der Weinabteilung wäre damit Geschichte. Im Sinne der Nachhaltigkeit zwar ein schmerzliches, aber wohl vertretbares Opfer.
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