Bei den deutschen Winzern steigen die Kosten insbesondere beim Einkauf sogenannter Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe. Dazu zählen beispielsweise Reinigungschemikalien oder Schönungsmittel, die im Umfeld der Weinherstellung benötigt werden. Aber vor allem Verpackungsmaterialien, um den Wein aus dem Tank abzufüllen, fehlen. Das beliebteste Gefäß zur Abfüllung von Wein ist dabei in Deutschland weiterhin die Glasflasche – wahlweise mit Schraubverschluss oder Korken verschlossen. Doch genau diese Glasflaschen sind aktuell nur schwer zu bekommen.
Lieferengpass bei Glasflaschen – ein Resultat des Krieges
Gerade jetzt im Frühjahr steht die Abfüllung des 2021er Jahrgangs bei vielen Winzern an. In einigen Regionen führten die guten Erträge zur Produktion eines großen Weinvolumens über die Wintermonate. Doch nun stehen viele Winzer und Genossenschaften ohne das passende Flaschenmaterial da. Gründe sind Verknappungen und die damit verbundenen Lieferengpässe auf dem Flaschenmarkt.
Eine Vielzahl der in Deutschland zur Abfüllung verwendeten Glasflaschen wurden in der Vergangenheit in Glashütten in Russland und der Ukraine hergestellt. Durch das seitens der Politik beschlossene Handelsembargo gegen Russland können von den Importeuren aus den dort ansässigen Glashütten keine Flaschen mehr bezogen werden. Aufgrund der Kriegshandlungen steht die Produktion in vielen der Glashütten auf ukrainischem Boden derzeit still.
Ausweichmöglichkeiten auf deutsche Glaslieferanten?
Wenn eine Lieferung aus russischen und ukrainischen Glashütten derzeit nicht möglich ist, liegt die alternative Anfrage bei deutschen Glashütten nahe. Doch können diese die massiv gestiegenen Auftragsanfragen aktuell meist gar nicht bewältigen. Außerdem bedeuten die extrem gestiegenen Kosten für Gas und Öl – ebenfalls ein Resultat des Konflikts – auch erhöhte Betriebskosten für die deutschen Glasproduzenten. Insbesondere bei den aufgrund hoher Prozesstemperaturen sehr energieintensiven Herstellungsprozessen von Glas hat dies große Auswirkungen.
Die noch vorhandenen Lagerbestände bei Flaschengroßhändlern sind ebenfalls fast aufgebraucht, sodass auch hier die Auftragslage bereits seit mehreren Wochen angespannt ist. Eine Erfüllung der Kundenwünsche ist daher nicht immer möglich.
Preisanstieg ist die Folge
Die Verknappung auf dem Flaschenmarkt führt zu Preisanstiegen beim Flascheneinkauf. Vielerorts stellt sich oft schon gar nicht mehr die Frage, zu welchem Preis Flaschen eingekauft werden: Vielmehr müssen Flaschen gekauft werden, sobald sie verfügbar sind. Der Preis spielt dabei mittlerweile eine sekundäre Rolle. Auch sind von den Flaschenlieferanten aktuell keine langfristigen Aussagen zur künftigen Preisgestaltung zu bekommen, was die betrieblichen Planungen erheblich erschwert. Mehrfache Preisanpassungen in kurzen Intervallen seitens der Lieferanten sind mittlerweile möglich.
Diese erhöhten Kosten für das Verpackungsmaterial werden von den Winzern und Genossenschaften in Teilen an die Verbraucher weitergegeben. Doch ist der Lebensmittelhandel oft nicht bereit die notwendigen Preisanpassungen mitzutragen, sodass die Mehrkosten häufig vom Winzer selbst gestemmt werden müssen. Daher stellt sich für einige Winzer inzwischen die Frage, ob sich der Weinanbau in dieser Form in den aktuellen Zeiten langfristig überhaupt noch rechnet.
Winzer noch stärker betroffen als andere Getränkehersteller
Die Winzer sind von dieser angespannten Marktlage noch stärker betroffen als andere Getränkehersteller, da sie fast ausschließlich neue Glasflaschen für jede Abfüllung einsetzen. Brauereien oder Mineralbrunnen setzen hingegen oft auf Mehrwegflaschen, in die sie ihre Produkte abfüllen. Dabei kann eine Flasche bis zu fünfzig Mal wieder befüllt werden. Durch diesen vorhandenen Mehrwegpool ist die Verfügbarkeit von Glasflaschen etwas besser abgedeckt. Jedoch werden auch hier regelmäßig neue Glasflaschen zum Erhalt dieses Mehrwegpools eingespeist, die aktuell ebenfalls nur schwer erhältlich sind.
In der Folge bedeutet dies für die Winzer, dass lang etablierte Flaschenformate in den gewünschten Formen und Farben teilweise nicht mehr verfügbar sind. Ein Umstieg auf andere Flaschenformate – wenn überhaupt verfügbar – ist in einem solchen Fall häufig die einzige Alternative, um die eigenen Weine überhaupt abfüllen zu können.
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