Weinlagerung im Bodensee: Winzer holt erstes Fass an die Oberfläche

Die Lagerung von Wein ist ein komplexes Themenfeld, bei dem man nie auszulernen scheint. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass ein Winzer seine Weinfässer im Bodensee versenkt, statt sie im Weinkeller zu lagern? Was es mit der Methode auf sich hat und ob der Wein nach seinem Tauchgang überhaupt noch genießbar ist.

19.07.2020
  • Lesezeit ca. 1:30 Minute
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    19.07.2020
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Landschaft am See
© OxfordSquare/www.shutterstock.com

Vor rund einem Jahr versenkte der Winzer Josef Möth zwei Weinfässer im Bodensee. Mit seinem Experiment wollte der Österreicher herausfinden, wie sich die gleichbleibend niedrige Temperatur, der Wasserdruck und die spärlichen Lichtverhältnisse auf den edlen Tropfen auswirken. Anfang Juli war es soweit: Ein Weinfass wurde an die Wasseroberfläche geholt.

Weißwein und Rotwein verwechselt

In den beiden Fässern befanden sich jeweils 1.000 Liter Rot- und Weißwein. Medienberichten zufolge reifte der Wein seit Mai 2019 auf dem Grund der Bregenzer Bucht am Bodensee in 60 Metern Tiefe. Mithilfe von Tauchern und der Wasserrettung sei ein Fass nach oben geholt worden – allerdings das falsche. Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung hätte eigentlich „der weiße Wein geborgen werden sollen. Nach Angaben einer Sprecherin von Möth ließen sich jedoch die beiden Tanks in der Tiefe nicht unterscheiden, sodass versehentlich der Rotwein heraufgeholt wurde.“

Wie der Südkurier berichtet, nimmt der österreichische Winzer die Panne gelassen. „Wir nehmen das, was uns der See gibt. Ich bin froh, dass es heute überhaupt geklappt hat“, wird Möth zitiert.

Noch vor Ort verkostet

Josef (Sepp) Möth habe den besonderen Wein direkt vor Ort verkostet. Geschmacklich sei der Rotwein einwandfrei. Bemerkenswert sei vor allem die Temperatur gewesen. In den Tiefen des Bodensees herrschen konstante vier bis sechs Grad. Dennoch habe der edle Tropfen eine optimale Rotweintemperatur gehabt. „Eigentlich müsste er eiskalt sein“, habe sich Möth gewundert. Auch andere Weinexperten seien bei der Verkostung positiv überrascht gewesen.

Experiment auch für Bootsbesitzer interessant

Nicht nur für Winzer und Weinexperten war das Experiment aufschlussreich. Auch für Bootsbesitzer und die Wassersportgemeinschaft kamen hilfreiche Informationen zutage. Denn die Weinfässer wurden mit einer speziellen Folie umwickelt, um zu erforschen, ob sich Ablagerungen und Ansiedelungen darauf anders verhalten als zum Beispiel bei Edelstahl. Vor allem im Hinblick auf die im Bodensee vorhandenen Quaggamuscheln ist das interessant – tatsächlich deutete die Hebung des Weinfasses darauf hin, dass sich an der Spezialfolie weniger Muscheln ansiedeln.



Edition Tiefenrausch kommt bald auf den Markt

Der Rotwein soll schon bald in Flaschen abgefüllt und als Edition Tiefenrausch auf den Markt gebracht werden. Laut Südkurier ist mit ca. 1.333 Flaschen zu rechnen. Das Weißweinfass wird vermutlich noch bis zum Herbst im Bodensee verweilen.

Ähnliche Experimente hat es zwar schon gegeben, allerdings haben sich weltweit noch nicht viele Winzer an die spezielle Lagermethode herangetraut. Die Edition Tiefenrausch dürfte also eine beliebte Rarität werden.


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